Heute ist es so weit: Star-Trek – oder wie es auf Deutsch heißt – das Raumschiff Enterprise feiert seinen 50. Geburtstag. Am 08. September 1966 ist die Serie in den USA gestartet. Nach einem durchwachsenen Start der Serie und ihrer Einstellung 1969 hat sie in den 1970er Jahren einen gigantischen Popularitäts-Schub bekommen – und ist eine der historisch wichtigsten Fernseh-Serien überhaupt.
Bis heute sind von Star-Trek neben insgesamt 7 (bald 8) Fernseh-Serien und derzeit 13 Kino-Filmen noch zahlreiche Computer- & Video-Spiele, Bücher, Internet-Medien sowie unzählige Franchise-Produkte entstanden. Die Anzahl der Fans ist auch nach aktuell 11 jähriger TV-Absenz immer noch sehr groß. Star-Trek-Conventions sind meistens sehr gut besucht.
Und die Wirkung des einzigartigen Phänomens Star-Trek reicht weit über die Kernfunktion als Unterhaltungs-Produkt hinaus und in fast alle Lebensbereiche hinein.
Star Trek TOS (The original series) – das „alte“ Raumschiff Enterprise
Eigentlich hätte die Serie ja schon 1964 starten sollen, damals ist auch schon ein Pilotfilme (Der Käfig – The Cage) mit überwiegend anderer Crew gedreht worden. Kapitän war damals noch der von Jeffrey Hunter dargestellte Christopher Pike. Und Spock hat noch eine eher untergeordnete Rolle gespielt.
Da dieses Konzept dem Sender NBC aber zu intellektuell und zu wenig actionreich war, hat Serie-Erfinder Gene Roddenberry Drehbuch und Crew überarbeitet. William Shatner hat die Rolle des Captain Kirk bekommen und gemeinsam mit Vulkanier Spock (Leonard Nimoy) und Schiffsarzt Dr. Leonard McCoy (DeForest Kelley) das Kernteam der Serie gebildet.
Die Serie selbst sehe ich durchaus zwiespältig.
Einerseits steht sie für Werte wie Toleranz, Offenheit für das Neue und für aufgeklärten Forschergeist.
Andererseits aber auch für 1960er- und Western-Mentalität: Hauen & Schießen VOR dem Denken und ein Captain, dem keine Frau wiederstehen kann. Dazu sind auch die Drehbücher teilweise seicht, lückenhaft und unglaubwürdig.
Dennoch hat die Serie großen Charme und Anziehungskraft:
Die Mischung auf der Sehnsucht nach dem Weltraum und einer positiven Zukunft, gepaart mit moralischen Werten und Action aber auch trashigen Elementen ist einfach faszinierend – wie Mr. Spock sagen würde.
Star Trek TNG (The Next Generation) – das „neue“ Raumschiff Enterprise
Obwohl zwischen der Original-Enterprise NCC-1701 und der NCC-1701-D 3 weitere Schiffe mit dem Namen Enterprise und runde 80 Jahre liegen, so ist die Next-Generation die 2. Real-Serie im Star-Trek-Universum.
Die Next-Generation von 1987 ist in vielen Belangen anders als die Original-Serie. Und – in meinen Augen – in fast allen Belangen besser.
Das fängt schon beim Captain an: Während Vorgänger Kirk ein Haudrauf und Frauenheld ist, so ist Nachfolger Picard ein reifer Intellektueller – und darüber hinaus für nicht wenige Menschen eine moralische Instanz.
Generell ist das neue Raumschiff Enterprise handwerklich sehr gut gemacht, spannend, actionreich und moralisch anspruchsvoll.
Diese großartige Mischung hat neue Maßstäbe gesetzt, einen Phantastik-Boom Anfang bis Mitte der 1990er-Jahre ausgelöst und zählt für mich bis heute zu den 3 besten Science-Fiction-Serien aller Zeiten.
Star Trek DS9 (Deep Space Nine) – dunkel, stationär und spannend
Noch bevor die Next-Generation 1994 vom Fernsehen ins Kino gewechselt war, ist ab 1993 mit DS9 der Nachfolger gestartet. Dieser hat das extrem hohe Niveau von Picard und Co gehalten, aber dennoch vieles anders gemacht:
Erstmals hat Star-Trek nicht auf einem Raumschiff, sondern auf einer Raumstation gespielt, der Kommandant Sisko war ein allein erziehender Vater, es hat zum 1. Mal einen großen Krieg gegeben, generell war die Serie atmosphärisch dunkel.
Besonders herausragend an Trek-Serie Nummer-3 waren die vielen und toll ausgearbeiteten Neben-Charaktere und vor allem die langen, großen, zusammen hängenden Handlungsbögen.
Darum gehört sie für mich gemeinsam mit TNG und Babylon-5 auch zu den 3 besten Science-Fiction-Serien aller Zeiten.
Star Trek VOY (Voyager) – weit weg von zuhause
Durch die Erfolge besonders der Next-Generation, aber auch von Deep-Space-Nine, hat sich das Studio Paramount entschlossen, 1995 eine 2. Star-Trek-Serie im Fernsehen zu starten. Um sich mit den beiden anderen, zeitgleich laufenden Serien-Universen nicht „über Kreuz zu kommen“, hat man die Voyager ans andere Ende unserer Galaxie, in den 75 Jahre entfernten Delta-Quadranten verfrachtet.
Voyager ist definitiv eine gute Science-Fiction-Serie, die atmosphärisch viel heller als Deep-Space-Nine und in etlicher Hinsicht der Next-Generation ähnlich ist. Abgesehen von gewissen Abnutzungserscheinungen – es werden Geschichten wieder erzählt, die wir aus Star-Trek bereits kennen – so ist sie auch deutlich liebloser gemacht als TNG & DS9.
Voyager hat sowohl den Höhepunkt des Star-Trek-Booms 1996 mit eingeleitet, aber auch den Abschwung um das Jahr 2000 herum. Dennoch möchte ich und möchten viele weitere Fans die 4. Trek-Serie nicht missen.
Star Trek ENT (Enterprise) – die Vorhut als Nachhut
Nachdem der Erfolg von Star-Trek in der Voyager-Ära deutlich nachgelassen hat, haben sich die Serien-Macher 2001 zu einem kompletten Neustart entschlossen. Die 5. Real-Serie „Enterprise“ spielt dann auch nicht mehr wie TNG, DS9 & VOY im 24. Jahrhundert, sondern im 22. Jahrhundert, rund 100 Jahre vor der Original-Enterprise.
Die Serie selbst erreicht ähnlich wie Voyager ein gutes Niveau und ist insgesamt handwerklich gut und spannend. Dennoch kommt auch sie nicht an die besten heran und die Qualität ist stark schwankend. Highlight der Serie ist aus meiner Sicht die Staffel Nr. 3, die sich 1 ganzes Jahr lang mit dem gut ausgearbeiteten Xindi-Handlungsbogen beschäftigt.
Kritik hat sich Enterprise unter anderem nach einer – durch 9/11 geprägten – gewalttätigeren und teilweise unethischen Vorgangsweise der Protagonisten verdient.
Dennoch ist es spannend so sehen, was VOR der Gründung der „Vereinten Förderation der Planeten“ in Star-Trek passiert ist.
Fazit zu Star-Trek im Fernsehen
Nicht verschweigen möchte ich auch, dass es zusätzlich zu den hier genannten 5 Real-Serien in den 1970er-Jahren auch eine kurzlebige Zeichentrick-Serie gegeben hat, Star-Trek TAS (The animated series).
Nach dem echten Start 1966 hat Star-Trek etwas geschafft, das – abgesehen von Sherlock Holmes und James Bond – wohl kein anderes Unterhaltungs-Produkt geschafft hat: Über 50 Jahre hindurch populär zu bleiben und seine Geschichte sowohl im Kino, als auch (wieder ab 2017) im Fernsehen erfolgreich fortzusetzen.
Und das 100% verdient!
Star-Trek ist spannend, faszinierend und gleichzeitig moralisch und intellektuell anspruchsvoll. Daher schon einmal – bevor ich mich in Teil 2 meiner Jubiläums-Serie den Filmen widme – alles Gute für die Zukunft, vielleicht sogar für weitere 50 Jahre!