Vor rund 20 Jahren habe ich mit einem Schulkollegen über das neue Raumschiff Enterprise (Star Trek: The next generation) gesprochen. Wir haben diese Science-Fiction-Serie schon zu dieser Zeit sehr gemocht.
Er hat damals etwas auf den Punkt gebracht, das auch ich unbewusst so gesehen, aber nicht formalisiert habe: Dass für ihn Captain Picard eine moralische Autorität ist.
Wenn jetzt jemand sagt, dass es sich absurd anhört, einen fiktiven Charakter aus einer Fernsehserie als eine solche zu bezeichnen, dann kann ich das grundsätzlich voll verstehen.
Doch wer sich mit Picard genauer beschäftigt, der wird diese Ansicht wahrscheinlich revidieren.
Jean-Luc Picard ist ein hoch intelligenter, vor allem aber moralisch in höchstem Maße integerer und reflektierter Humanist. Gleichzeitig ist er aber auch ein nötigenfalls entschlossener und harter Offizier.
Und: Er hat trotz allem auch einige Schwächen, die ihn nicht zum Übermenschen entwachsen lassen, sondern zum großartigen Menschen machen.
Und dieser Umstand ist nicht nur mir und meinem damaligem Schulkollegen aufgefallen, erst vor wenigen Tagen, Ende 2014 habe ich eine Hommage an die moralische Autorität Picard entdeckt, wo sein positiv leitender Einfluss auf Menschen, besonders auf heranwachsende, gewürdigt wird.
Dort wird der Schwerpunkt auf die wahrscheinlich beste Episode gelegt, wo seine Moral als Leitstern über allem thront: "Das Standgericht".
Dabei tritt Picard ebenso entschlossen wie überzeugend gegen eine "Hexenverfolgung" und für Bürgerrechte und Meinungsfreiheit ein.
Die Gefahr, auf die der Blog-Eintrag anspielt, hängt im konkreten Falle wohl mit Pegida zusammen. Mit Pegida werde ich mich in Kürze ebenfalls genauer auseinandersetzten – selbstverständlich nicht platt, sondern differenziert – es gibt wie überall auch bei Pegida Licht und Schatten.
Klar ist aber, dass der Versuch, die Welt in ein primitives Gut-und-Böse-Schema zu unterteilen, generell Schwarz-Weiß-Bilder zu zeichnen, völlig an der Realität vorbei geht – jedoch die Menschen tief spaltet.
Und, dass gegenüber allen Kräften, die Schwarz-Weiß-Bilder zeichnen und vorgeben, die Seite des Guten zu repräsentierten, aller höchste Vorsicht geboten ist.
Paradebeispiel dafür ist das an die Wand Malen eines diktatorischen Feinbildes und die Selbstdarstellung als große Demokraten und Befreier, wie das der westliche Block gegenüber dem Irak, Libyen, Syrien gemacht hat und jetzt gegenüber Russland macht.
Und zahlreiche Science-Fiction-Fans sollten endlich einmal aus ihrer passiven Konsum-Rolle heraus gehen und sich auch in der realen Welt konstruktiv-kritisch engagieren – zumindest aber die Informationen aus den Medien kritisch hinterfragen.
Zitat Picard:
"Schurken, die ihre Schnurrbärte zwirbeln sind leicht zu erkennen, aber diejenigen, die sich in gute Taten kleiden, sind hervorragend getarnt. Wachsamkeit Mr. Worf, das ist der Preis den wir kontinuierlich für unsere Freiheit zahlen müssen."
Ja, die Weisheit, die moralische Integrität und die intelligente Toleranz, über die ein Jean-Luc Picard verfügt, ist in unserer, im Umbruch befindlichen Welt wirklich höchst nötig.
P.S.:
Wer Picards Moral in Aktion erleben möchte, dem empfehle ich die besonders folgenden Episoden von "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert":
Update 01.12.2017
Am 28.09.2017 hat Star Trek: The next Generation das 30 jährige Jubiläum gefeiert. Auch heute zählt die Serie noch zu den 3 besten Science-Fiction-Serien aller Zeiten. Einen wichtigen Anteil daran hat natürlich auch Captain Picard.
Das große 30er-Jubiläum war für mich auch ein willkommener Anlass für eine große Hommage an TNG.
Die Serie läuft im deutschsprachigen Fernsehen oft, aber nicht immer auf Tele5.
Ob und, wenn ja, wo sie aktuell immer läuft, das seht ihr auf fernsehserien.de.