Nach ½ Jahr gibt es die nächste Ausgabe meiner Kaufberatungen für Desktop-PC Prozessoren.
In den letzten Monaten hat es gleich mehrere, ganz wichtige Neuerscheinungen gegeben:
- Die Haswell-E Oberklasse-Modelle von Intel, erstmals nicht nur mit 6 sondern sogar mit 8 Kernen
- Die 2. Serie der "normalen" Haswell-Modelle mit höheren Taktfrequenzen
- Neue Achtkern-FX-Modelle von AMD, erstmals auch in der 95-Watt-Leistungsklasse.
Und schon geht's direkt hinein in die Materie!
Bitte beachten Sie aber noch meine Hinweise am Ende der Kaufberatung.
Einsteiger
HTPC
Im Gegensatz zum Frühjahr empfehle ich wieder eine fix mit dem Motherboard (Hauptplatine) verlötete CPU. Eigentlich eine APU, da bereits mit integrierter Grafik.
Der zur Kabini-Familie gehörende 5000er von AMD ist stromsparend (15 Watt Klasse) und verfügt bereits über 4 Rechenkerne.
Als Prozessor, der primär für Subnotebooks & Co entwickelt worden ist, offeriert er natürlich nicht die überragende Rechenleistung, aber in seinem Segment ist er flott (vor allem die Grafikeinheit), energiesparend und günstig.
1) AMD A4-5000, ca. 80,- € (bereits inkl. Mainboard) |
Einsteiger & sehr bescheidene Allrounder
So ein System wird für Office- und Internet-Anwendungen, einfachere Bildbearbeitung und mit leichten Abstrichen auch ältere Spiele verwendet.
Punkto Rechenleistung ist in diesem Segment der AMD A6-6400K die beste Wahl (der 6420er ist zwar minimal schneller aber noch zu teuer). Da die Ansprüche hier aber fast immer sehr gering sind, so kann man auch andere 1-Modul-APUs von AMD nehmen, wie den A4-6320 und derzeit noch mehr den 6300 (Preistipp) oder den A6-5400K (Mittelweg Preis-Leistung).
1) AMD A6-6400K, 50-55,- € | 2) AMD A4-6300, ca. 35,- € | 3) AMD A4-6320, ca. 40,- € |
4) AMD A6-5400K, ca. 45,- € | 5) AMD A6-6420K, ca. 65,- € | |
Immer noch bescheidene Allrounder & Gelegenheits-Videobearbeiter
Wer ein paar "PS" mehr im Gehäuse haben will und vielleicht regelmäßig Videos geringer bis mittlerer Auslösung bearbeitet, für den bietet sich ein Intel Haswell Core i3 an. Eine Quick-Sync-Einheit (für schnelle Video-Kodierung, allerdings mit leichten Abstrichen bei der Qualität) haben die Haswell i-Modelle alle. Um auf eine zusätzliche Grafikkarte verzichten zu können, rate ich zu den Modellen mit der etwas besseren, internen Grafikeinheit.
Der 4330er hat dabei sicher noch das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis, das kann sich aber bei einer Preisreduktion der schnelleren Core i3 ändern.
1) Intel Core i3-4330, ca. 115,- € | 2) Intel Core i3-4360, ca. 135,- € |
Bescheidene Allrounder & bescheidene Gelegenheits-Spieler
Wer ebenfalls etwas mehr Rechenleistung als im absoluten Einsteiger-Segment möchte und statt regelmäßiger Video-Bearbeitung eher das eine andere ältere (mit größeren Abstrichen auch neuere) Spiel laufen lässt, für den bietet sich eine dieser 3 APUs von AMD an.
Jede von ihnen verfügt neben akzeptabler CPU-Rechenleistung auch bereits über eine ziemlich flotte, interne Grafikeinheit.
Die schnellste Grafikeinheit hat dabei der 7600er, gefolgt vom 5800er.
Der 7600er ist außerdem das mit Abstand stromsparendste Produkt (Leistungsklasse 65 Watt).
Der 6600K dagegen hat die minimal höchste CPU-Rechenleistung und kostet am wenigsten.
Wegen der besten Spiele-Leistung, der modernsten Befehlssätze und der höchsten Energieeffizienz ist für mich in dieser Klasse der 7600 1. Wahl.
1) AMD A8-7600, ca. 100,- € | 2) AMD A8-6600K, ca. 85,- € | 3) AMD A10-5800K, ca. 90,- € |
Mittelklasse
Moderate Gelegenheits-Spieler
Wer immer wieder neuere Spiele mit größeren Abstrichen bei Auflösungen (max. 1920x1080), Details & Kantenglättung und ältere Spiele (2 Jahre oder älter) mit geringen oder keinen Abstrichen spielen möchte, für den ist eine dieser aktuellen Kaveri-APUs vom AMD sehr gut geeignet. Durch deren guten, internen Grafikeinheiten kann man sich für diesen Anwendungszweck eine zusätzliche Grafikkarte sparen.
Basis Anwendungen, wie z.B. Office und Bildbearbeitung laufen auf diesen Rechnern natürlich auch sehr gut, Video- und Audio-Bearbeitung ist auch schon solide möglich.
Der 7850er ist hier ganz klar 1. Wahl. Schnellste Grafikeinheit kombiniert mit schnellster CPU und einem offenen Multiplikator. Der offene Multi ist wichtig, um den Speicher übertakten zu können. Die interne Grafikeinheit ist so stark, dass sie auf jeden Fall 2400-MHz Dual-Rank DDR3-RAM benötigt, um ihr volles Leistungsvermögen auszuschöpfen.
Zwar etwas leistungsschwächer aber immer noch flott und nicht zuletzt auch in Bezug auf RAM (DDR3-2133 genügt) billiger ist der 7600er.
1) AMD A10-7850K, ca. 150,- € | 2) AMD A8-7600, ca. 100,- € |
Gehobenere Gelegenheits-Spieler
Wer eine Spur höhere Leistungsansprüche beim Spielen hat, auch auf höhere Details & Kantenglättung bis Full-HD-Auflösungen Wert legt, für den ist ein aktueller Core i3 von Intel mit passender Grafikkarte am besten geeignet. Bezüglich Preis-Leistungs-Verhältnis ist aktuell der 4150 für mich ganz klar 1. Wahl.
Ein solches System liefert sowohl auf der Prozessor- als auf der Grafikseite schon sehr solide Rechenleistung.
1) Intel Core i3-4150, ca. 105,- € (+ diskrete Grafikkarte der unteren Mittelklasse, z.B. Nvidia GTX 750-TI) |
Moderate Allrounder
Für wen mittlere Rechenleistung bei Anwendungsprogrammen (wie Packprogrammen, Verschlüsselung, Video- und Audio-Bearbeitung) kombiniert mit akzeptablem Stromverbrauch zählt, aber vielleicht trotzdem auch das eine oder andere Spiel in Full-HD machen möchte, für den ist der AMD FX-6300 durch seine höhere CPU-Anwendungs-Leistung besser geeignet als ein Intel Core i3 – auch wenn die Intels punkto Spielleistung tendenziell etwas schneller sind als AMD.
Für diejenigen, die gar nicht spielen, dafür aber neben vernünftigem Stromverbrauch mehr Rechenleistung bei Anwendungen möchten, empfiehlt sich der neue und von der Anwendungsleistung her schnellere 8320E (ebenfalls 95-Watt-Klasse) welcher sicher noch im Preis fallen wird.
1) AMD FX-6300, ca. 90,- € | 2) AMD FX-8320E, ca. 140,- € |
(beide + diskrete Grafikkarte der unteren Mittelklasse, z.B. Nvidia GTX 750 [nicht TI]) |
Moderate Intensiv-Spieler
Benutzer, die oft spielen und dabei Spiele in Full-HD (1920x1080) Auflösung ohne oder mit kleinen Abstrichen punkto Details & Kantenglättung bzw. in noch höheren Auflösungen mit größeren Abstrichen genießen möchten, für die ist der 4460er von Intel derzeit das beste Produkt am Markt.
Er ist der schnellste der "kleinen" Haswell Core i5 (44X0) und kostet dabei gleich viel, wie seine minimal niedriger getakteten Brüder.
1) Intel Core i5-4460, 165-170,- € + diskrete Grafikkarte der oberen Mittelklasse (z.B. AMD Radeon R9 270X) |
Anspruchsvollere Allrounder
Wer primär Anwendungen (Packprogramme, Verschlüsselung, Multimediabearbeitung, ...) macht, für diese "mehr Pferde" unter der Haube möchte und auch ab und zu spielen oder etwas höher aufgelöste Videos bearbeiten möchte, für den eignet sich momentan der FX-8320 am besten.
Zwar ist bei diesem der Energieverbrauch ziemlich hoch, doch eine vergleichbar hohe CPU-Rohleistung für einen so attraktiven Preis findet man aktuell weder bei einem anderen Prozessor von Intel noch von AMD.
1) AMD FX-8320, ca. 125,- € (+ für regelmäßige Spieler diskrete Grafikkarte der mittleren Mittelklasse, z.B. AMD Radeon R7 270 [ohne X]) |
Gehobene Klasse
Anspruchsvolle Intensiv-Spieler
Um auch moderne Spiele in hohen Auflösungen mit hohen bis sehr hohen Details & Kantenglättungen zu genießen, empfiehlt sich ein schneller Haswell Vierkerner von Intel.
Die 200 MHz Mehr-Takt des 4690 gegenüber dem 4590 machen das Kraut nicht sehr Fett. Nachdem sie aber auch sicher nicht schaden, so kann man die 20,- € Mehrpreis gerne investieren, wenn man will.
Wirklich schneller ist hier nur der 4790K. Neben ganzen 700 MHz (!!) Mehrtakt gegenüber dem 4590er verfügt er auch über Hyper-Threading (die Emulation der doppelten Kernanzahl), womit er auch bei CPU-intensiven Anwendungen viel schneller ist. Der Aufpreis von 140,- € ist aber natürlich happig.
1) Intel Core i5 4590, 175-180,- € | 2) Intel Core i5 4690, 195-200,- € | 3) Intel Core i5 4790K, ca. 315,- € |
alle + diskrete Grafikkarte der gehobenen Klasse, z.B. Nvidia GTX 970 |
Regelmäßige Video-Bearbeiter
Wer die Bearbeitung von hoch auflösenden Videos als Intensiv-Hobby oder im Nebenberuf betreibt, für den macht ein Intel Core i7 der "normalen" Haswell-Serie am meisten Sinn. Diese verfügen über hohe Roh-Rechenleistung bei sehr moderatem Energiehunger.
Wer nicht auf maximale Bildqualität wert legt, der kann zusätzlich mit den Quick-Sync-Einheiten der Haswells Videos extrem schnell codieren.
Durch den deutlich höchsten Takt ist hier der 4790K die mit Abstand beste Wahl.
Der 4770er ist auf Grund seines deutlichen Mindertaktes schon ein ziemlich großer Kompromiss, den man wirklich nur dann eingehen sollte, wenn 40,- € Mehrpreis weh tun.
Klar leistungsschwächere (ca. auf dem Niveau des Core i5 4690 befindliche) und auch deutlich energiehungrigere, aber preislich dafür viel günstigere Alternative von AMD ist der FX-8350.
1) Intel Core i7 4790K, ca. 315,- € | 2) Intel Core i7 4770, ca. 275-280,- € | 3) AMD FX-8350, ca. 160,- € |
Intel CPUs optional, AMD unbedingt + diskrete Grafikkarte |
Oberklasse & Profi-Segment
Profi-Video-Bearbeiter
Intensive Video-Bearbeiter, bei denen die Videos auch hohe Auflösungen haben und damit die zu bearbeitenden Datenmengen sehr hoch sind, benötigen für Top-Qualität auch sehr hohe bis extrem hohe Rechenleistung.
Daher muss es in diesem Bereich ein Sechs- oder Acht-Kern Haswell-E von Intel sein.
Auf Grund meiner Annahme, dass die meisten Benutzer bei der Videobearbeitung nicht bereit sind, für 20% Mehrleistung gut 2,5 Mal so viel Geld auszugeben, so ist meine Nummer 1 hier der 5820. Wer statt auf das Preis-Leistungs-Verhältnis auf absolute Höchstleistungen Wert legt, für den kommt aber nur der 5960er in Frage.
1) Intel Core i7 5820K, ca. 360,- € | 2) Intel Core i7 5960X, ca. 950,- € |
beide CPUs + diskrete Grafikkarte abhängig vom Aufgabenbereich |
Rendering oder Simulationen im High-End-Bereich
In diesem Segment hat Intel schon seit vielen Jahren ein faktisches Monopol. Mehr noch: Seit heuer haben sie ihren Vorsprung auf AMD durch die Vorstellung des 1. "richtigen" Achtkern-Prozessors für Endkunden noch weiter vergrößert.
Vor allem dieses achtkernige Topmodell 5960X der im August 2014 eingeführten Haswell-E Prozessoren ist wirklich sehr teuer. Dafür bekommt man aber auch wirklich die höchst mögliche Rechenleistung.
Den besten Kompromiss aus sehr hoher Rechenleistung aber noch halbwegs moderatem Preis bietet jedoch der "kleinere" Sechskerner 5820K.
1) Intel Core i7 5960X, ca. 950,- € | 2) Intel Core i7 5820K, ca. 360,- € |
beide CPUs + diskrete Profi-Grafikkarte (Nvidia Quadro oder AMD Fire Pro) |
Schlussworte
Zuerst möchte ich an dieser Stelle noch einmal auf meine Kauftipps von Anfang des Jahres hinweisen. Diese gelten nach wie vor.
In den letzten 6-7 Monaten hat es sehr viele Änderungen bei den Kaufempfehlungen gegeben. Die neu vorgestellten Produkte sind einfach attraktiver als ihre Vorgänger: Punkto Rechenleistung, punkto Energieeffizienz oder punkto Preis-Leistungsverhältnis.
So bekommt keine einzige der höher getakteten Richland-A10-APUs von AMD mehr eine Kaufempfehlung und auch nur mehr 2 Modelle der 1. Haswell-Serie von Intel.
Ansonsten gilt das, was auch bisher schon gegolten hat:
- Intel dominiert in den oberen Marktsegmenten, AMD in den unteren
- In den mittleren Segmenten ist die Kaufentscheidung eine individuelle, die sowohl mit dem Anwendungszweck als auch den persönlichen Präferenzen zusammen hängt
- Intel hat die höhere Rechenleistung / Kern und die bessere Energieeffizienz
- AMD hat dafür die besseren, internen Grafik-Einheiten und das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis
Ganz wichtig ist es mir, auch noch einmal eines zu betonen:
Meine Kaufberatungen sollen helfen, sich bei einer Neuanschaffung den bestmöglichen Rechner zusammenzustellen.
Keinesfalls aber sollen sie dazu animieren, einen noch sehr brauchbaren Rechner in unnötig kurzen Intervallen (unter ca. 3 Jahren) auszutauschen, um Benchmark- oder Frame-Tests zu gewinnen.
Eine CPU (bzw. das Mainboard oder sogar den ganzen Computer) aus den letzten 3-4 Jahren sollte man nur austauschen, wenn man die Rechenleistung um mindestens 1 Leistungsklasse erhöhen oder den Stromverbrauch um 1 Klasse senken will.
Und ob man das als notwendig erachtet, hängt nicht nur mit einem objektiven Bedarf, sondern auch mit der eigenen Genügsamkeit zusammen.
Alle Preise auf dem Stand vom 22.09.2014 und auf den österreichischen Markt bezogen.