Kritisch-konstruktiv ist mein Blog, in dem ich über Gott und die Welt schreibe. Von Computer und Internet über Sport, Unterhaltung bis hin zu Politik und Nachhaltigkeit.
Rund um den Monatswechsel Oktober-November 2012 hat es in zahlreichen Medien Meldungen gegeben, dass Lancia eingestellt werden soll. Das ist zwar unrichtig, die Konzernmutter Fiat hat das klar dementiert und verkündet, dass Lancia „reduziert“ werden soll.
Ganz nebenbei: Die Richtigstellung haben nur manche Medien nachgereicht, die vorschnell über das Ende von Lancia geschrieben haben.
In den 1950er und 1960er Jahren, da war Lancia eine Prestigemarke, noch dazu eine technisch kompetente. Prominente wie Ernest Hemingway, Claudia Cardinale oder Marcello Mastroiani haben Lancia-Modelle mit so klingenden Namen wie Flavia, Fulvia oder Aurelia gefahren.
Der Stratos, der 037 und ganz besonders der Delta Integrale, das bis heute erfolgreiche Rallye-Auto aller Zeiten, haben in den 1970er, 1980er und Anfang der 1990er Jahre jede Menge WM-Titel eingefahren.
Das ist aber wirklich schon ewig lange her.
Heute frage ich mich: Was von Lancia ist noch übrig, das man reduzieren kann?
Die Wurzeln für die stetige Selbstdemontage Lancias sind mit der Übernahme durch Fiat 1969 gelegt worden. Die ist zwar aus gutem Grund erfolgt – schließlich hat Lancia Ende der 1960er Jahre hohe Verluste gemacht und ist praktisch notverkauft worden. Trotzdem war in letzter Konsequenz sie es, die den Niedergang Lancias verursacht hat.
Rund 15 Jahre lange hat Lancia unter der Fiat-Fuchtel recht gut funktioniert. Sie haben ihre eigene Modellpalette weiter geführt und erweitert und dabei von Synergien mit der Konzernmutter profitiert.
Ende der 1980er Jahre war aber für Lancia Schluss mit eigenständigen Modellen:
Unter dem Lancia Blechkleid stecken seit damals Fiat Modelle. Und darunter hat die Marke Lancia massiv gelitten.
Während Fiat Mitte der 1990er Jahre große und erfolgreiche Bemühungen unternommen hat, Alfa Romeo wiederzubeleben, so hat man Lancia in einer Ecke positioniert, aus der es kein Entkommen gegeben hat. Lancia als reine Luxus-Marke aufzustellen – das hat der glorreichen Motorsport-Geschichte mit großen Erfolgen im Rallye-Sport und sogar der Formel-1 diametral widersprochen.
Doch die passende, sportlich-elegante Rolle im Konzern war eben schon durch Alfa Romeo besetzt.
Und seit 2011, nach der Übernahme von Chrysler, geht Fiat nun dazu über, nicht mehr Fiat- sondern Chrysler-Modellen das Lancia-Logo aufzukleben.
Wenn aber Technik und Image von Lancia schon durch auf Fiats basierenden Autos massiv gelitten haben, was passiert dann erst, wenn deren Basis nicht einmal mehr aus Italien kommt?
Nicht nur, dass dadurch auch der letzte Rest von „Seele“ bei Lancia verloren geht, so bin ich darüber hinaus davon überzeugt, dass die Kunden umetikettierte Chryslers noch mehr ignorieren werden, als sie das schon mit den bisherigen Lancia-Modellen gemacht haben.
So gesehen empfehle ich Fiat Lancia lieber gleich einzustellen. Besser ein Ende in Würde als ein unwürdiges, weil durch wirtschaftliche Not erzwungenes Ende für eine so ruhmreiche Automarke.