Heute packe ich ein sehr heißes Eisen an: Den Anschlag auf "Charlie Hebdo" in Paris und Ereignisse danach.
Ausgangslage
Vorgestern, am 07.01.2015 haben 2 Männer die Redaktion der französischen Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" überfallen und mit automatischen Waffen 12 Menschen erschossen. Bei den Attentätern handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um mit der Al-Quaida in Verbindung stehende, islamische Fundamentalisten.
Den Anschlag und die Ermordung der Menschen verurteile ich auf das Schärfste!
Allen Angehörigen der Opfer spreche ich mein herzliches Beileid aus.
Obwohl ich wahrscheinlich keine so polarisierenden Karikaturen gezeichnet hätte, so ist völlig klar, dass in europäischen Staaten Meinungs- und Presse-Freiheit zu den höchsten Gütern zählen und diese jetzt erst recht weiter geführt gehören.
Und diese Position vertreten alle wichtigen, mir bekannten gesellschaftlichen Kräfte Europas.
Aktueller Status & unmittelbare Reaktionen
- Die mutmaßlichen Attentäter sind in der Zwischenzeit (Stand 09.01.2015, 20h) von französischen Sicherheitskräften erschossen worden.
- Durch Frankreich wie durch Europa ist eine Welle der Solidarität gegangen, unzählige Organisationen, Medien & Bürger haben diese durch "Je suis Charlie" (= "Ich bin Charlie" auf französisch) Meldungen bekundet.
- Wohl als extremistische Reaktion auf das Attentat hat es in Frankreich bereits einen Granat-Angriff gegen eine Moschee und Gewaltakte gegen andere muslimische Einrichtungen gegeben.
Auch zwischen einer Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt und dem Charlie-Hebdo-Attentat ist ein Zusammenhang gut möglich. - In Deutschland sieht sich die Islam-kritische Bewegung "PEGIDA" in ihrer Kritik an der Islamisierung und an ihrer pauschalen Islam-Kritik bestätigt.
- Gegner von Pegida und von Rechtsparteien wiederum setzten die Kritik von Pegida & Co an Medien mit der Geisteshaltung der Terroristen von Paris gleich.
Analysen von anderen
Es ist zu fürchten, dass das Pariser Attentat negative Folgen für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Gesellschaften in Europa bringen wird. Das geht – implizit oder explizit – aus den meisten Reaktionen hervor. Aber es gibt auch Chancen.
Ob westliche Geheimdienste beim Pariser Attentat ihre Finger mit im Spiel gehabt haben – so wie es der polarisierende aber geistreiche Jürgen Elsässer auch selbst gesagt hat – ist Spekulation.
Fakt ist, dass – wie Dirk Müller wieder großartig analysiert hat – es der Westen, primär die USA, war, der seit ca. 1980 radikale, gewaltbereite Islamisten geradezu herangezüchtet hat. Angefangen vom Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan bis zu den ISIS-Extremisten in Syrien (gegen Assad) und im Irak. Sie alle sind erst durch Initiativen westlicher Mächte oder deren Verbündeter groß geworden.
Erfreulich ist, dass es auch etliche sehr konstruktive Stimmen gibt:
- Die aus meiner Sicht beste Meinungsäußerung stammt hier von Efgani Dönmez.
Er fordert die Überwindung von historisch-ideologischen Handlungsmustern und ein klares Bekenntnis sowohl gegen die islamistische Unterwanderung & gegen Massen-Überwachung, als auch für Demokratie & Freiheit. - Auch wenn er PEGIDA nicht differenziert sieht, so gefällt mir der Kommentar von Niels Koschoreck ebenfalls sehr gut.
Er kritisiert die falsch verstandene Toleranz gegenüber gewaltbereite Moslems und bricht eine Lanze für die Freiheiten westlicher Demokratien – inkl. Religionsfreiheit für alle Gruppen, die diese Freiheiten respektieren. - Einen sehr wichtigen und gelungenen Debatten-Beitrag hat auch Werner Patzelt gemacht.
Er sieht nicht den Pariser Terroranschlag als Ursache der großen gesellschaftlichen Spannungen rund um Zuwanderung & Islamismus, sondern u.a. die "Elitenarroganz" der politischen Klasse.
Meine Einschätzung
Das Resultat der jüngsten Entwicklungen rund um das Pariser Attentat birgt viele potentielle Gefahren in sich. Allen voran eine gesellschaftliche Polarisierung, die Kreisen in die Hände spielt, die ganz verwerfliche Interessen vertreten. Denn gerade die westlichen Eliten waren treibende Kräfte am Aufbau der Terror-Islamisten.
Die jüngsten Ereignisse und drohende Eskalationsstufen dienen diesen als perfekter Vorwand zum Ausbau des Überwachungsstaates und zur noch weiteren Beschneidung von Demokratie und Bürgerrechten.
Es stecken aber auch Chancen in den jüngsten Entwicklungen.
Ganz besonders die Chance, durch eine differenzierte Haltung gegenüber dem Islam, der großen Mehrheit an redlichen Muslimen die Hand zu reichen, jedoch auch endlich eine kompromisslose Position gegenüber fundamentalistischen und gewaltbereiten Strömungen einzunehmen.
Dadurch könnten wir nicht nur den aktuellen Konflikt lösen sondern hoffentlich auch Bewusstsein dafür schaffen, zukünftig keinen – aus welcher ideologischen Richtung auch immer kommenden – "Rattenfängern" auf den Leim zu gehen, die uns in Konflikte hinein treiben wollen, die zu unser aller Schaden sind.