Heute vor genau 30 Jahren, am 28. September 1987, hat ein ganz wichtiges Ereignis für Star Trek, für die Science-Fiction und sogar für TV-Serien insgesamt statt gefunden: Die Erstausstrahlung von „Star Trek: The Next Generation“ (TNG), auf Deutsch „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“.
Und vor genau 5 Jahren, anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Serie 2012, habe ich schon einmal eine große Jubiläumswürdigung für – in meinen Augen – eine der 3 besten Science-Fiction-Serien aller Zeit geschrieben.
Darum war es für mich schon ein gewisse Herausforderung, mir zu überlegen, was ich 5 Jahre später über die Next-Generation schreibe. Ein bisschen vielleicht sogar so wie ein Priester, der sich überlegt, was er bei der nächsten Sonntags-Predigt sagt.
Ganz kurz einmal das, was für mich den Kern von TNG ausmacht, im Wordrap:
- 1987, 18 Jahre nach dem Ende der Ursprungsserie, im Fernsehen gestartet, spielt im fiktiven Universum ungefähr 80 Jahre nach dem originalen Raumschiff Enterprise.
- Neues, modernes Schiff, neue Crew, neue Rahmenbedingungen, neue Gegner.
- Wesentlich ernsthafter, anspruchsvoller, moralisch hoch stehender und realistischer als die Original-Serie.
- Erreicht ein sehr hohes Qualitäts-Niveau, sowohl punkto Handlung und Schauspielern, als auch punkto Inszenierung und Effekten.
Heute möchte ich mich aber auf Aspekte konzentrieren, die ich damals noch nicht (bzw. zu wenig) beleuchtet habe und natürlich auf die seit damals neu hinzu gekommenen Gedanken.
TNG – die beste Star-Trek-Serie?
2012 habe ich geschrieben, dass ich TNG für die beste aller Star-Trek-Serien halte. Das ist zwar richtig, war aber dennoch voreilig.
Warum?
Weil Next-Generation für mich zwar die beste Star-Trek-Serie ist, aber nur ex-aequo. Diese Position teilt sie sich nämlich mit Deep Space Nine (DS9).
Und die Position der für mich besten Science-Fiction-Serie teilt sie sich zusätzlich noch mit Babylon 5 (B5).
TNG, DS9 und B5 sind dann auch meine persönlichen Allzeit-Favoriten unter den Science-Fiction-Serien.
Und: Alle 3 feiern innerhalb von nur 5 Monaten wichtige Jubiläen – DS9 und B5 werden Anfang 2018 jeweils 25 Jahre alt.
Was aber zeichnet das neue Raumschiff Enterprise besonders aus, was kann es besser, als alle anderen Sci-Fi-Serien?
- Moralisch bewegt sie sich auf höchstem Niveau im Star-Trek-Universum – und wohl auch im gesamten Science-Fiction-Genre.
Bei den Nachfolge-Serien ist das Moral-Niveau dagegen mehr und mehr gesunken. - Auch die „Intellektualität“ hat bei der Next-Generation ihren Höhepunkt erreicht.
In keiner anderen Star-Trek Serie beschäftigen sich die Haupt-Protagonisten so viel mit Wissenschaft und noch mehr mit Kunst und Kultur. - Und natürlich: Der Captain.
Jean-Luc Picard hat es als einer von ganz wenigen fiktiven Charakteren geschafft, eine moralische Autorität zu werden.
TNGs Toleranz und Picards Moral als Vorbild für die Gegenwart
Die Moralische Autorität Picard ist gerade in der Jetzt-Zeit besonders wichtig.
Denn heute mehr als jedenfalls schon sehr lange nicht mehr wird unsere Gesellschaft zunehmend polarisiert.
Ausländer gegen Inländer, Arm gegen Reich, und natürlich Linke gegen Rechte.
Toleranz, Friedfertigkeit, aber auch das konstruktive Streben nach Lösungen und entschlossene Konsequenz müssen (wieder) Eckpfeiler unserer Gesellschaft werden.
Toleranz hat selbstverständlich auch für Andersdenkende zu gelten. Auch und gerade dann, wenn sie ideologisch oder inhaltlich in eine völlig andere Richtung gehen, als man selbst.
Im Klartext:
Wir alle haben auch die Legitimität von stark linken (z.B. Die Linke, KPÖ) oder stark rechten Parteien (AfD, FPÖ) zu akzeptieren, selbst wenn wir selbst die Dinge völlig anders sehen.
Und wenn uns diese Positionen nicht gefallen, dann haben wir selbst konstruktiv an besseren Position zu arbeiten.
Jean-Luc Picard hat es immer verstanden, tolerant gegenüber andersartigen und andersdenkenden Lebewesen zu sein, gleichzeitig aber auch konsequent seinen eigenen Positionen und Idealen stets treu zu bleiben. Vorbildhaft!
Vielfach-Ansehen und 2nd-Screen
Seit Tele5 2011 zum deutschsprachigen Star-Trek-Sender geworden ist und seitdem auch über weite Strecken Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert ausgestrahlt hat, habe ich mir die Folgen der Serie wirklich x-fach angesehen, meist als ein Hintergrund-Programm bei anderen Tätigkeiten.
Je öfter man eine Serie sieht, desto mehr Details fallen einem auf und desto tiefgründiger erkennt man die Gesamt-Zusammenhänge.
Natürlich fallen einem irgendwann gewisse Stilmittel und Kunstgriffe der Serien-Macher auf. Und natürlich merkt man in manchen Situationen der Serie auch schon ihr Alter an – allerdings selbst nach x-Mal anschauen nur in wenigen. Auch heute ist die Next-Generation noch ein tolles und großteils aktuelles Stück Fernsehen. Natürlich Science-Fiction, aber noch viel mehr als das.
Ob „moralische Episoden“ wie „Wem gehört Data“, „Das Standgericht“ und „Das Pegasus-Projekt“ oder Action-Episoden wie „Der Kampf um das klingonische Reich“, „In den Händen der Borg / Angriffsziel Erde“ und „Die Reise ins Ungewisse“. Auch in den 2010er Jahren ist das immer noch ganz großes Fernsehen!
Und vor allem das Internet bietet gewaltige Möglichkeiten, seine Erkenntnisse zusätzlich zu erweitern und zu vertiefen – natürlich auch über das neue Raumschiff Enterprise.
Es ist schon fast unglaublich, was es da alles an Quellen zum Thema Star Trek gibt.
Fan-Seiten, Foren, Wikis, Podcasts und noch einiges mehr.
Nicht zuletzt dadurch habe ich besonders zu den vielen Gast-Schauspielern von TNG einen sehr guten Überblick bekommen.
Einige von ihnen haben ja mehrere Rollen gehabt, was besonders dann, wenn sie auch Außerirdische spielen, von außen manchmal nicht zu erkennen ist. Und leider sind ja in der Zwischenzeit auch schon einige von ihnen verstorben.
Herausragend aus meiner Sicht punkto Star-Trek und 2nd-Screen sind im deutschsprachigen Raum vor allem die Wiki „Memory-Alpha“ und der Podcast „Deutscher Star-Trek-Index“ (DSI).
Teilweise sind die Aktivitäten im 2nd-Screen und in der Offline-Hardcore-Fanszene für mich definitiv schon übertrieben.
Manche Trekkies bzw. Trekker scheinen schon vergessen zu haben, dass Star Trek Fiktion ist. Sie flüchten dabei in eine Scheinwelt und unterlassen es, im Jetzt für eine bessere Welt einzutreten, damit die Vision einer besseren Zukunft auch im echten Leben Realität wird.
Fazit und Schlusswort zu 30 Jahren Star Trek: The next Generation
Zunächst möchte ich noch einmal auf meine 25-Jahres-Hommage von 2012 hinweisen. Man erhält nur dann das richtige Gesambild meiner Gedanken, indem man beide Würdigungen liest.
TNG war und ist nicht nur eine großartige Science-Fiction Serie. Sie hat einem ganzen Genre den Weg in eine neue Ära geebnet. Denn Anfang der 1990er-Jahre hat sie gemeinsam mit Akte-X und vielleicht auch Twin Peaks die goldene Ära der Phantastik (Science-Fiction, Fantasy, Mystery) eingeleitet, welche zirka 1996 ihren Höhepunkt erreicht hat.
Selbst 30 Jahre nach ihrer Premiere ist die Serie inhaltlich und erzähltechnisch noch aktuell. Qualität hat eben Bestand.
Gerade durch ihre Intellektualität und ihre hohen, moralischen Maßstäbe – allen voran der moralischen Autorität Jean-Luc Picard – sollte sie aber gerade bei den Fans auch eine bestimmte Geisteshaltung begünstigen.
Wie schon oben gesagt wünsche ich mir für die Zukunft, dass die Fans der Serie nicht nur die tolle, anspruchsvolle Unterhaltung genießen, sondern sich auch im echten Leben gerade der Toleranz gegen Andersdenkenden – speziell solchen mit einer anderen Weltanschauung – besinnen.
In jedem Fall freue ich mich, dieses tolle Jubiläum von Star-Trek: The next Generation begehen zu können und hoffe, dass die Serie auch noch die nächsten 30 Jahre neue Fans findet und diese nicht nur gut unterhält, sondern sie auch zu einem konstruktiven Nachdenken animiert.