Von 22. bis 26. Feber hat die Skiflug-WM 2012 im norwegischen Vikersund statt gefunden.
Vor knapp 1 Woche habe ich eine Vorschau auf die WM geschrieben.
Dabei habe ich Martin Koch und Robert Kranjec als Top-Favoriten auf dem Einzel-WM Titel eingeschätzt.
Mit dieser wie auch fast allen anderen Einschätzung habe ich Recht behalten. Einige Überraschungen hat es aber auch für mich gegeben.
Einzelbewerb
In einem dramatischen 2. Durchgang hat sich Robert Kranjec vor Rune Velta und Martin Koch durchgesetzt. Und auch wenn ich als Österreicher etwas enttäuscht bin, dass es kein Happy-End für Martin Koch gegeben hat, so muss ich ganz klar sagen, dass Kranjec ein absolut verdienter Weltmeister ist.
Nachdem der slowenische Skiflug-Spezialist als Dritter des 1. Durchgangs mit 244 Meter einen absoluten Mega-Satz gemacht hat, so hat der Österreicher Martin Koch als Zweiter nach Durchgang Nummer 1 mit 243 Meter super gekontert. Leider hat Koch aber bei der Landung verschnitten und ist gestürzt. Wenn er den Sprung gestanden hätte, dann hätten Kranjec und er fast gleich viele Punkte gehabt – sogar ein Ex-Aequo-Sieg wäre möglich gewesen. So ist Koch auf Platz 3 gekommen.
Platz 2 und damit den Vize-Weltmeister-Titel hat sich der Führende nach dem 1. Durchgang, Rune Velta, mit einem 234,5 Meter Sprung gesichert. Velta war auch die ganz große Überraschung des Bewerbs. Ich persönlich hätte ihm zwar einen Top-10 Platz aber keine Medaille zugetraut.
Mit Severin Freund, Daiki Ito und Andreas Kofler auf den Plätzen 4, 5 und 6 war zu rechnen.
Bemerkenswert ist allerdings, dass der bisher als bescheidener Flieger bekannte Kofler ausgemachte Flug-Spezialisten wie Gregor Schlierenzauer, Simon Ammann oder Anders Bardal geschlagen hat. Und: Er war auch zweitbester Österreicher.
Während sich Anders Bardal (Rang 7), Thomas Morgenstern (Rang 8), Kamil Stoch (Rang 10) und Roman Koudelka (Rang 11) zwar weit weg von den Medaillen aber durchaus noch im zu erwartenden Bereich klassifiziert haben, so sind die Top-Favoriten Simon Ammann und Gregor Schlierenzauer regelrecht abgestürzt: Die Ex-Skiflug-Weltmeister aus der Schweiz und aus Österreich sind nur auf den Plätzen 14 beziehungsweise 18 gelandet.
Mannschaftsbewerb
Wenig überraschend war der Mannschaftsbewerb ein Fall für Österreich.
Die rot-weiß-roten Adler sind damit als Team in nunmehr 9 Bewerben seit 2005 bei Großereignissen ungeschlagen.
Trotz kurzer Diskussionen um die Anlaufverkürzung vor dem 2. Sprung Gregor Schlierenzauers ist der Sieg des Quartetts Thomas Morgenstern, Andreas Kofler, Gregor Schlierenzauer und Martin Koch auch wieder klar ausgefallen.
Dass Platz 2 an Deutschland gegangen ist nicht wirklich überraschend gekommen. Eine kleine Überraschung aber war, dass der Vorsprung von Andreas Wank, Richard Freitag, Maximilian Mechler und Severin Freund auf die drittplatzierten Slowenen sogar größer war als der Rückstand auf die Österreicher.
Die Bronzemedaille haben sich die Slowenen in der Besetzung Jernej Damjan, Jurij Tepes, Jure Sinkovec und Robert Kranjec vor den Gastgebern aus Norwegen gesichert. Auch hier ist die Entscheidung eindeutig gefallen. Den Ausfall von Peter Prevc haben seine Mannschafts-Kollegen gut kompensieren können.
Etwas bitter ist die verpasste Mannschaftsmedaille bei der Heim-WM für die Norweger. Ein starker Rune Velta und ein solider Anders Bardal waren für einen Stockerl-Platz zu wenig. Anders Fannemel und vor allem Björn-Einar Romören waren definitiv nicht in WM-Form.
Ausblick auf das Finale im Weltcup
Die Ausgangslange für den restlichen Skisprung-Weltcup 2011/2012 könnte nach dieser WM fast nicht spannender sein.
Der Weltcup-Führende Anders Bardal hat als an und für sich guter Flieger leicht enttäuscht und nur eine mittelprächtige Leistung geboten.
Der zweitplatzierte Gregor Schlierenzauer hat in seiner Parade-Disziplin Skifliegen sogar große Probleme bekommen und schwer enttäuscht.
Der drittplatzierte Andreas Kofler dagegen ist in der Flug-Form seines Lebens und hat mit konstant guten Leistungen überzeugt.
Das kann ein Indiz für eine Aufholjagd Koflers in den verbleibenden 5 Einzelbewerben sein.
Konkret gibt es noch 3 Skispringen in Lahti, Trondheim und Oslo, sowie 2 Skifliegen in Planica.
Während Kofler auf den Sprungschanzen mit seiner aufsteigenden Form stark einzuschätzen ist, so darf man ihn nach den Leistungen in Vikersund jetzt auch auf der Flugschanze in Planica nicht unterschätzen.
Die große Frage wird wohl sein, ob sich Bardal und Schlierenzauer wieder schnell fangen und ihren Vorsprung verteidigen können.