Nachdem AMD letzte Woche die überarbeiteten Grafikkarten der R3x0-Serie und diese Woche die völlig neue, mit revolutionären Komponenten ausgestattete FuryX-Grafikkarte vorgestellt hat, so ist das 2015er-Lineup fast komplett. Und nachdem die aktuellen AMD-Grafikkarten in der Hardware-Szene für viel Wirbel gesorgt haben, zu welchem ich schon vor der Veröffentlichung kurz Stellung genommen habe, so mache ich an dieser Stelle eine Kurzeinschätzung zu diesen.
Kommen wir gleich zum Inhalt:
Kurzzusammenfassung zum AMD Radeon R3x0-Lineup
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Im Vorfeld der Veröffentlichung hat es heftige Diskussionen gegeben, ob es sich bei den R300-Radeons um einen „Rebrand“ (= eine reine Umbenennung, im konkreten Fall der R200-Chip) oder einen „Refresh“ (kleine Änderungen an den Chips) handelt.
Ich gehe darauf genauer unten ein, meiner Einschätzung nach ist es so etwas wie der kleinst mögliche Refresh. -
Das Chip-Design ist grundsätzlich identisch zu den Vorgängern, die neuen Karten sind aber eine Spur schneller und tendenziell Energie-effizienter.
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Weiters haben einige Drittanbieter die Gelegenheit genutzt, um die Platinen und vor allem die Kühllösungen zu verbessern.
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Die technischen Unterschiede zu den Vorgängern sind aber generell gering.
Die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Nvidia ist leicht verbessert, aber grundsätzlich die selbe:-
Nvidia punktet mit der tendenziell etwas höheren Rechenleistung und ganz besonders mit Energieeffizienz.
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AMD besonders mit niedrigeren Preisen und der größeren Anzahl von Karten in unterschiedlichen Leistungssegmenten.
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Insgesamt macht AMD ein leicht besseres Angebot als vorher. Die Verbesserungen sind allerdings nur gering, sodass ein Aufrüsten von den R200-Vorgängermodellen nur in Ausnahmefällen Sinn macht.
Die neue AMD Radeon-Fury-Familie
Ein besonders von AMD-Fans sehnlichst erwartetes Highlight sind die neuen Grafikkarten-Top-Modelle „Fury“. Diese sind als Gegenstück zu den Nvidia-Topmodellen „Titan“ und Geforce-980(Ti) gedacht.
Nach Auswertung der bisherigen Test- und Erfahrungsberichte würde ich der Fury-X die Note 2 geben (in Österreich 1=Sehr-gut, 5=Nicht-genügend).
Sie schneidet in den Tests gut, aber nicht überragend ab, setzt sich in den meisten Spiele-Benchmarks zwischen Nvidias „normale“ 980er und das Ti-Modell, meist aber näher beim Ti-Modell.
Besonders bemerkenswert sind die Furys aber als zukunftsweisender Technologieträger:
Sie sind die 1. Grafikkarten, die den revolutionären, extrem schnellen HBM-Speicher einsetzen. Das Topmodell Fury-X verfügt zudem über eine Wasserkühlung. Luftgekühlte Varianten werden mit der „normalen“ Fury und der besonders kompakten Fury-Nano folgen.
AMDs Änderungen an der Radeon-R300-Serie im Detail
Ein ganz heißes Thema der letzten Wochen war die Frage, was an den R3x0 GPUs anders als an ihren Vorgängern ist. Diese Frage ist selbst nach dem Launch noch umstritten und es hat mich einige Recherchearbeit gekostet, um das zu klären. Die beste Aufstellung der Änderungen liefert golem.de:
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Ein verbesserter Herstellungsprozess
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Micro-Code-Updates
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Ein überarbeitetes Power-Management
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Die Unterstützung neuerer, besserer Speicherchips.
So werden jetzt tatsächlich neue, sehr effiziente GDDR5-Chips von Hynix unterstützt, welche selbst bei niedrigen 1,35V Versorgungsspannung Übertragungsraten von 6-GBs ermöglichen.
Darüber hinaus haben manche Dritthersteller auch noch ihre Platinen und Kühllösungen verbessert.
Gerade angesicht der heißen Debatten ist es allerdings unverständlich, warum hier AMD selbst nicht umfassende und klare Informationen über die Verbesserungen der 300-Serie kommuniziert.
3DCenter.org schätzt, dass AMDs Verbesserungen abseits von höherem Chip- und Speicher-Takt 1-3% Mehrleistung bewirken. Also wirklich ein sehr kleines Plus – aber nichts desto trotz ein Plus.
Mein Fazit zu AMDs R3x0-Radeon
Normalerweise beschäftige ich mich nur dann so detailliert mit Produkten, wenn ich mir selbst welche kaufe – was ich hier allerdings nicht tue. Nachdem ich mich aber mit AMD im Rahmen meiner Marketing-Studie, von welcher ich vor Kurzem auch eine englische Kurzfassung veröffentlicht habe, ohnehin schon sehr intensiv beschäftigt habe, so fällt diese „Launch-Einschätzung“ der neuen Radeons quasi als Nebenprodukt an.
Und gerade aus der Gesamtbetrachtung heraus kann ich AMDs Strategie von einem nur kleinem Update der Baureihe – die Fury gehören ja nominell nicht zur 300er-Serie – verstehen.
Sicher werden viele User enttäuscht über die geringen Fortschritte sein. Allerdings hätten komplett neue Chips auf Basis der aktuellen GCN-1.2/1.3 Architektur auch nicht viel besser abgeschnitten. Somit macht die kleine und billige Lösung derzeit durchaus Sinn.
Im Endeffekt bekommt bekommt der User ein kleines Update der Produkte, welche bei gleichen Preisen definitiv interessanter als ihre Vorgänger sind. Doch auch Nvidia macht wirklich gute Grafikkarten und so bin ich mir jetzt schon sicher, dass sich Karten beider Hersteller in meiner nächsten Grafikkarten-Kaufberatung wieder finden.