Am 6. Juni 2013 sind die Enthüllungen von Edward Snowden über die elektronische Massenüberwachung veröffentlicht worden – und haben die Welt verändert. Sowohl die Person Snowden, als auch seine Enthüllungen waren schon 2013 höchst umstritten – und sind es heute immer noch.
Warum Edward Snowden für mich ein Held ist
Für mich persönlich ist Snowden, ebenso wie andere, wichtige "Whistleblower" (Informanten), wie Bradley (bzw. Chelsea) Manning oder Julian Assange (Wikileaks) ein Held. Er hat mit seinem unbedingten Willen, für Bürgerrechte und für die Freiheit der Menschen einzutreten, die Welt zum Guten verändert. Selbst muss er aber einen hohen Preis zahlen, kann derzeit nicht in die USA zurück, da ihm dort hohe Strafen drohen und muss im russischen Asyl leben. Dort scheint es ihm aber immerhin recht gut zu gehen.
Dass die US-amerikanische NSA mit "PRISM" und ihr britisches Gegenstück GCHQ mit "Tempora" den weltweiten (!) Datenverkehr überwachen – im Zusammenspiel primär mit US IT-Konzernen und vielen westlichen Staaten – hat vor den Snowden-Enthüllungen als "Verschwörungstheorie" gegolten. Und zwar meist als "krude, rechte" Verschwörungstheorie.
Wichtige Konsequenz der Snowden-Enthüllungen
Seitdem hat sich vieles verändert und das meiste davon zum Positiven:
- Nachdem anonyme Suchmaschinen wie Ixquick oder Duckduckgo schon 2012, nach der Verschärfung der Datennutzungsrichtlinien bei Google, einen kleinen Boom erlebt haben, so sind ab Mitte 2013 ihre Nutzerzahlen noch stärker nach oben "geschnalzt".
- Staaten außerhalb des westlichen Blocks sind bezüglich der Überwachungsgefahren durch USA & Co. aufgewacht und unternehmen große Anstrengungen, um sich von westliche Hard- und Software möglichst unabhängig zu machen.
Vor allem Russland verfolgt ambitionierte Eigenprojekte in fast allen Teilbereichen der IT: Eigene Linux-Distribution, eigene Prozessoren, eigene Smartphone-Betriebssystem-Distribution inkl. passender Apps. - Behörden und Politiker sind massiv unter Druck geraten, weil sie zumindest im Verdacht stehen, die Massenüberwachung betrieben oder zumindest geduldet zu haben. Durch Überwachungsenthüllungen am meisten in die Enge getrieben worden ist dabei die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr politischer Anhang. Ihr wird nicht nur vorgeworfen, gegen besseres Wissen ein "No-Spy-Abkommen" mit den USA versprochen zu haben, sondern sie wird auch der Mitwisserschaft von Datenweitergabe des deutschen BND an die USA verdächtigt.
- Die jüngste, sehr positive Entwicklung ist das Ersetzen des sehr restriktiven Überwachungsgesetzes "Patriot Act", durch den – zumindest für US-Bürger – deutlich entschärften "Freedom Act".
Trotz hartnäckiger Bemühungen von Hardlinern, die Massenüberwachung weiter zu führen, so haben die verantwortungsbewussten Kräfte – nicht zuletzt durch das Wirken von Edward Snowden – einen Erfolg errungen und zumindest einen 1. Schritt in die richtige Richtung gesetzt. - Große Anerkennung hat auch der Film "Citizenfour" gefunden, der primär die entscheidenden Interviews von Edward Snowden mit Glenn Greenwald, Laura Poitras und anderen über die Überwachungsmachenschaften der USA und ihrer Verbündeter in einem Hongkonger Hotelzimmer zeigt.
Citizenfour ist 2015 als bester Dokumentarfilm mit einem Oscar ausgezeichnet worden.
Weitere Chancen & Risken für die Freiheit
Trotz aller positiver Entwicklungen, so gibt es auch noch große Gefahren und starke Kräfte des Establishments, die die Freiheit weiterhin massiv einschränken wollen – in der Informationstechnologie und darüber hinaus.
Das Scheitern der Patriot-Act-Verlängerung war doch knapp. Und Propagandisten des Establishments in den großen Medien sehen ohne Massenüberwachung das "Ende der Zivilisation" herauf ziehen.
Manche Menschen werden sie damit auch erreichen, aber immer mehr Menschen sehen ihre persönliche Freiheit ebenso eingeschränkt, wie die Glaubwürdigkeit der großen Medien. Viel Kredit haben diese ja auch schon mit ihrer in hohem Maße einseitigen, Russland-feindlichen Ukraine-Berichterstattung verspielt.
Das aber ist eine Chance für alternative Medien, welche sich immer stärker steigender Beliebtheit erfreuen.
Und dass unter anderem mit Bernie Sanders und Rand Paul 2 ausgesprochene Überwachungsgegner für das US-Präsidentenamt kandidieren wollen, ist auf jeden Fall auch erfreulich.
Leider kommen auch von mancher Seite, vor allem von Seite Linker, immer wieder auch Spaltungs-Aktion der politisch kritischen Kräfte, die eine Einheitsfront ALLER Kritiker gegen Massenüberwachung und für Bürgerrechte bislang untergraben.
Schlussworte
Danke Edward Snowden!
Wir können seinem Opfer aber nur dann gerecht werden, wenn wir uns sowohl auf der politischen Ebene einbringen, als auch unsere persönlichen Gewohnheiten ändern.
So sollten wir ausschließlich solche Parteien wählen, die für Bürgerrechte eintreten.
Und statt kommerziellen IT-Diensten sollten wir anonyme Suchmaschinen und Open-Source-Systeme verwenden.